Mittwoch, 25. März 2015

Viel ist passiert seit meiner letzten Meldung, ich fang einfach mal von Vorne an:

Im November waren Sintje, Rosi, Nils, Jonas und ich ein Wochenende am Titikakasee. Wir sind morgens um 5 bei einer  Lufttemperatur nahe dem Gefrierpunkt angekommen und haben gleich für halb 8 eine 2 Tägige Tour gebucht. Wir hatten richtig Glück und hatten dann das ganze Wochenende schönes Wetter. Die Tour, bei der wir 2 Tage über den See gefahren sind und auf einer der beiden Inseln im peruanischen Gebiet übernachtet haben, war ein echter Volltreffer. Unser Guide war der beste den wir bisher hatten und hat uns mit Fakten, Anmerkungen und Anekdoten versorgt. Am ersten Tag besuchten wir die schwimmenden Schilfinseln der Uros, einem Volk das seit Jahrhunderten autonom auf Inseln aus Schilf auf dem See leben und sich auch zum Großteil von diesem ernähren. Die erstaunlichste der Fähigkeiten der Uros ist jene, die miteinander verwachsenen Schilfstücke von bis zu 6m² zu Inseln zusammen zu bauen auf denen fünf oder sechs Familien leben können. Diese schwimmenden Inseln sind allerdings (leider) sehr touristische geworden und der Besuch auf einer solchen Insel war nicht sehr nach meinem Geschmack da ich das Gefühl hatte zu sehr in die privatsphäre der Menschen ein zu dringen. Gegen Nachmittag kamen wir dann auf der Insel Taquile an, auf der wir bei einer Gastfamilie geschlafen haben. Dort stehen auch Sonnen- und Mond/Pachamama- und Pachatatatempel. Wobei die spirituelle Ideologie hinter diesen Tempeln wirklich faszinierend sind und ein detailliertes Bild vom Verständnis der Welt geben. Später mehr dazu.
Am zweiten Tag waren wir auf Amanati, einer Insel die für ihre strikten sozialen Regeln und ihre hervorragende Weberei bekannt ist. Jedes volljährige Mitglied der Inselgemeinschaft zeigt seinen sozialen Status durch seine Kopfbedeckung die in Eigenarbeit hergestellt wird. Außerdem herrscht auf der Insel ein erstaunlich „fortgeschrittenes“ Beziehungssystem bei dem ein junges Paar nach einiger Zeit des Zusammenlebens entscheiden kann ob es dies weiterhin will oder lieber getrennter Wege geht. Dies wird von allen Insulanern unterstützt ohne, dass die jungen Menschen danach von der Gemeinschaft ausgeschlossen werden. So etwas ist hier in Peru, gerade in einem kleinen Dorf oder einer so abgeschiedenen Gemeinschaft wie der auf einer Insel geradezu revolutionär aber andererseits auch notwendig, denn in in früheren Zeiten hatten die Insulanern kaum Kontakt zum Festland und mussten daher jeden Bewohner der Insel in ihre Gemeinschaft integrieren und konnten es sich nicht leisten eine Parallelgemeinschaft aus jungen Ausgestoßenen zu erschaffen.

Noch erwähnenswert ist vielleicht, dass der Titikakasee nicht der höchstgelegene See der Welt ist, sondern nur Nummer Zwei. Außerdem ist er schweinekalt und es ist nicht sehr empfehlenswert in ihm schwimmen zu gehen da man nach gefühlt 2 Minuten an Hypothermie leidet und die Muskeln sich verkrampfen um man ertrinkt. Es war aber ein sehr tolles Wochenende, auch wenn wir nach einer Nachtfahrt ohne Schlaf am Montag morgen Zuhause ankamen und Zwei Stunden später schon zum Unterricht mussten.

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