Viel ist passiert
seit meiner letzten Meldung, ich fang einfach mal von Vorne an:
Im November waren
Sintje, Rosi, Nils, Jonas und ich ein Wochenende am Titikakasee. Wir sind
morgens um 5 bei einer Lufttemperatur
nahe dem Gefrierpunkt angekommen und haben gleich für halb 8 eine 2 Tägige Tour
gebucht. Wir hatten richtig Glück und hatten dann das ganze Wochenende schönes
Wetter. Die Tour, bei der wir 2 Tage über den See gefahren sind und auf einer
der beiden Inseln im peruanischen Gebiet übernachtet haben, war ein echter
Volltreffer. Unser Guide war der beste den wir bisher hatten und hat uns mit
Fakten, Anmerkungen und Anekdoten versorgt. Am ersten Tag besuchten wir die
schwimmenden Schilfinseln der Uros, einem Volk das seit Jahrhunderten autonom
auf Inseln aus Schilf auf dem See leben und sich auch zum Großteil von diesem
ernähren. Die erstaunlichste der Fähigkeiten der Uros ist jene, die miteinander
verwachsenen Schilfstücke von bis zu 6m² zu Inseln zusammen zu bauen auf denen
fünf oder sechs Familien leben können. Diese schwimmenden Inseln sind
allerdings (leider) sehr touristische geworden und der Besuch auf einer solchen
Insel war nicht sehr nach meinem Geschmack da ich das Gefühl hatte zu sehr in
die privatsphäre der Menschen ein zu dringen. Gegen Nachmittag kamen wir dann
auf der Insel Taquile an, auf der wir bei einer Gastfamilie geschlafen haben.
Dort stehen auch Sonnen- und Mond/Pachamama- und Pachatatatempel. Wobei die
spirituelle Ideologie hinter diesen Tempeln wirklich faszinierend sind und ein
detailliertes Bild vom Verständnis der Welt geben. Später mehr dazu.
Am zweiten Tag waren
wir auf Amanati, einer Insel die für ihre strikten sozialen Regeln und ihre
hervorragende Weberei bekannt ist. Jedes volljährige Mitglied der
Inselgemeinschaft zeigt seinen sozialen Status durch seine Kopfbedeckung die in
Eigenarbeit hergestellt wird. Außerdem herrscht auf der Insel ein erstaunlich
„fortgeschrittenes“ Beziehungssystem bei dem ein junges Paar nach einiger Zeit
des Zusammenlebens entscheiden kann ob es dies weiterhin will oder lieber
getrennter Wege geht. Dies wird von allen Insulanern unterstützt ohne, dass die
jungen Menschen danach von der Gemeinschaft ausgeschlossen werden. So etwas ist
hier in Peru, gerade in einem kleinen Dorf oder einer so abgeschiedenen
Gemeinschaft wie der auf einer Insel geradezu revolutionär aber andererseits
auch notwendig, denn in in früheren Zeiten hatten die Insulanern kaum Kontakt
zum Festland und mussten daher jeden Bewohner der Insel in ihre Gemeinschaft
integrieren und konnten es sich nicht leisten eine Parallelgemeinschaft aus
jungen Ausgestoßenen zu erschaffen.
Noch erwähnenswert
ist vielleicht, dass der Titikakasee nicht der höchstgelegene See der Welt ist,
sondern nur Nummer Zwei. Außerdem ist er schweinekalt und es ist nicht sehr
empfehlenswert in ihm schwimmen zu gehen da man nach gefühlt 2 Minuten an
Hypothermie leidet und die Muskeln sich verkrampfen um man ertrinkt. Es war
aber ein sehr tolles Wochenende, auch wenn wir nach einer Nachtfahrt ohne
Schlaf am Montag morgen Zuhause ankamen und Zwei Stunden später schon zum
Unterricht mussten.
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